Krabbeln lernen: Wenn Babys mobil werden

Die ersten Monate mit einem Baby sind unglaublich aufregend. Wöchentlich, ja beinahe täglich, gibt es neue spannende Entwicklungen. Neben dem ersten Lächeln, den ersten Lauten und später auch Wörtern kommen immer wieder vor allem motorische Fortschritte dazu. Das Krabbeln ist dabei ein großer motorischer Meilenstein. Damit wird das Baby erstmals mobil und trainiert ganz nebenbei viele wichtige Fähigkeiten für die spätere Entwicklung. Was Sie rund um das Thema Krabbeln wissen sollten und wie Sie Ihrem Kind beim Entdecken seines Umfeldes helfen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Warum das Krabbeln so wichtig ist
Für das Baby steht zunächst nur der Drang zur Mobilität im Vordergrund. Es ist neugierig, will die Welt entdecken, dabei selbst von A nach B kommen und C wäre dann ja auch noch ein spannender Ort! Diesem Drang geht es mit großer Freude und Ausdauer nach. Im Hintergrund ist das Krabbeln jedoch für viele andere Dinge von großer Bedeutung. Für unzählige körperliche, aber auch geistige Abläufe ist das Krabbeln eine enorm wichtige Lernerfahrung.
Auf den ersten Blick geht es beim Krabbeln nur um eine erste Art der Fortbewegung. Wenn man diese Entwicklung jedoch genauer betrachtet, passieren mehrere spannende und wichtige Prozesse gleichzeitig. Einige Bereiche und Muskelgruppen werden schon jetzt für den zukünftigen aufrechten Gang trainiert. So lernt das Baby, den Kopf oben zu halten. Das wiederum stärkt die Muskeln rund um Nacken und Rücken. Gleichzeitig passieren durch die Krabbelbewegungen viele kleine Drehungen entlang der Wirbelsäule. Auch das sind kleine, aber wertvolle Fortschritte, die das spätere Gehen ermöglichen werden.

Die offensichtlichsten Effekte zeigen sich jedoch rund um Arme und Beine. Diese werden beim Krabbeln naturgemäß besonders stark beansprucht und damit auch trainiert. Auch das hilft dem Baby bei den ersten Gehversuchen. Zusätzlich bekommt das Baby ein besseres Gefühl für seine eigenen Arme und Finger, was wiederum die Fingerfertigkeit und das Greifen verbessert. Zu guter Letzt sind diese Bewegungen ein starkes Koordinationstraining für das Gehirn. Immerhin kommt hier eine bisher unerreichte Menge an gleichzeitigen Aufgaben auf das Baby zu. Es soll sich orientieren und sein Ziel im Auge behalten, sich in die richtige Position bringen und dann auch noch Arme und Beine gegengleich bewegen. Wenn man das noch nie gemacht hat, ist diese Kombination eine echte Herausforderung. Zum Glück geben Babys hier nicht so schnell auf und lernen in Windeseile dazu.
Wann lernen Babys das Krabbeln?
Ein genauer, für alle Babys gültiger Fahrplan existiert leider (oder auch zum Glück) nicht. Jedes Baby entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Üblicherweise beginnt der Weg zum Krabbeln mit verschiedenen vorbereitenden Übungen und Entwicklungen. Kurz zusammengefasst, passieren in den meisten Fällen diese Entwicklungsschritte, bis Babys das Krabbeln lernen:
Kopf heben und halten
Vom Rücken auf den Bauch drehen und zurück
Selbstständiges Sitzen
Robben
Krabbeln
Nach zwei bis drei Monaten versuchen Babys meist schon recht eifrig, den Kopf zu heben und immer länger zu halten. Das gibt ihnen zunächst einen besseren Blick auf ihre Umgebung und ist zugleich schon eine wichtige Fähigkeit, die es fürs Krabbeln braucht. In den nächsten Wochen und Monaten folgen immer erfolgreichere Versuche, sich vom Rücken auf den Bauch zu drehen und wieder zurück. Wenn diese Fähigkeit erreicht ist, folgt in den meisten Fällen das Sitzen. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Babys rund fünf Monate alt.
Sitzen, robben, krabbeln
Von hier aus wird es meist Zeit für die erste eigenständige Mobilität. Zunächst bleibt es jedoch noch beim Robben. Dabei nutzt das Baby schon dem Krabbeln ähnliche Arm- und Beinbewegungen, um sich fortzubewegen. Sein Bauch bleibt aber noch auf dem Boden. Von hier aus tastet sich das Baby immer näher ans Krabbeln heran. Dabei geht es vom Liegen in den Vierfüßlerstand. Danach können noch verschiedene Bewegungsversuche wie etwa das Hin- und Herwippen folgen, bis es letztlich im Alter von sieben bis zehn Monaten mit dem tatsächlichen Krabbeln losgeht.

Die weitere Entwicklung nach dem Krabbeln
Je nach eigenem Entwicklungstempo wird das Baby in den folgenden Monaten erste Versuche starten, sich an Möbelstücken oder bei ähnlichen Gelegenheiten hochzuziehen, bis es aus eigener Kraft frei stehen kann. Ist das geschafft, ist es nicht mehr weit bis zu den ersten Schritten. Die Entwicklungsschritte können allerdings auch anders aussehen. Manche Babys überspringen das Krabbeln gewissermaßen und versuchen sich direkt am Aufstehen und Gehen. Ist das ein Grund zur Sorge?
Kann es sein, dass Babys nicht krabbeln?
Nicht nur das Entwicklungstempo ist bei jedem Baby individuell, auch die Wahl so mancher Entwicklungsschritte folgt nicht immer dem üblichen Schema. Manche Kinder verzichten auf das klassische Krabbeln als Zwischenschritt auf dem Weg zum aufrechten Gang. Rund zehn Prozent der Kinder überspringen hier eine Klasse und beginnen direkt, sich an Möbeln oder an den Beinen von Mama oder Papa hochzuziehen.
So passieren die ersten Schritte, obwohl das Baby zunächst nie wirklich gekrabbelt ist. Inwieweit diese flottere Entwicklung Auswirkungen auf die oben erwähnten Lerneffekte hat, lässt sich individuell nur schwer sagen. Wenn das Kind jedoch erfolgreich gehen kann, scheinen viele dieser nötigen Entwicklungen und Fähigkeiten sehr wohl ausreichend vorhanden zu sein.
Mein Kind krabbelt nicht, muss ich mir Sorgen machen?
Wenn Ihr Kind tatsächlich nicht krabbelt, muss das nicht automatisch ein Grund zur Sorge sein. Besonders in jenen Fällen, in denen sich das Baby direkt in das Abenteuer „Gehen“ stürzt. Nur in den seltensten Fällen gibt es tatsächlich ein Problem, das das Kind daran hindert das Krabbeln zu lernen. Die meisten möglichen Ursachen werden jedoch in den regelmäßigen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen überwacht. Wer sich zudem über mögliche Blockaden und ähnliche Probleme Gedanken macht, der kann zusätzlich einen Termin bei einer Osteopathin oder einem Osteopathen vereinbaren und dort für Klarheit sorgen. In den meisten Fällen gibt es jedoch ohnehin keinen Grund zur Sorge.
5 Tipps: So unterstützen Sie Ihr Kind beim Krabbeln
Wie wir bereits ausgeführt haben, ist das Krabbeln bei fast allen Babys eine wichtige Stufe in der motorischen Entwicklung. Das meiste basiert dabei auf der eigenen Motivation des Babys. Es gibt keinen Zeitpunkt, den die Eltern übersehen könnten, an dem sie dem Baby das Krabbeln beibringen müssen. Vielmehr beginnen die Kleinen ohnehin von selbst, sobald die Zeit für sie reif ist. Nichtsdestoweniger möchten viele Eltern ihre Kinder beim Erlernen des Krabbelns unterstützen und die Entwicklung fördern.
Wenn auch Sie zu diesen Eltern zählen, haben wir fünf konkrete Tipps zusammengetragen, mit denen Sie Ihr Kind unterstützen können. Diese Tipps und Methoden sollen dem Baby interessante Anreize geben und ihm definitiv nicht die Arbeit abnehmen. Zusätzlich sollte von den Eltern keinerlei Druck ausgehen. Immer dran denken: Nur ned hudeln – jedes Baby hat sein eigenes Tempo!

Tipp 1: Zeigen Sie das Krabbeln vor
Babys haben einen enorm großen Drang, ihre Eltern nachzuahmen. Das folgt einem simplen Instinkt: Ein Baby will überleben. Und alles, was die Eltern bisher getan haben, hat sie bis zu diesem Zeitpunkt offensichtlich überleben lassen. Demnach scheint es für das Baby eine schlaue Idee zu sein, es den Eltern gleichzutun. Wenn Sie Ihr Kind also ein Stück weit zum Krabbeln motivieren möchten, sollten Sie es ihm einfach vormachen. Das sieht für die Kleinen meist lustig und spannend aus und motiviert sie, es auch zu versuchen.
Tipp 2: Geben Sie die Richtung vor
Babys lernen beim Krabbeln viele neue Abläufe. Dabei übersehen sie oft jedoch eine wesentliche Sache: die Richtung. Dadurch krabbeln manche Babys zunächst rückwärts über die Krabbeldecke. Das ändert zwar nichts an den positiven Lerneffekten rund um Koordination und Co., zielgerichteter ist es – im wahrsten Sinne des Wortes – jedoch, wenn sich die Kleinen nach vorne bewegen. Auch hier helfen etwas elterlicher Zuspruch und Motivation.

Tipp 3: Nutzen Sie Motivationshilfen
Apropos Motivation: Wenn das Kind nun vorwärts krabbelt, können Sie noch auf eine weitere Art die Richtung vorgeben und die Krabbel-Motivation steigern: Geben Sie dem Baby bestimmte Ziele in Form von Spielzeugen, Bällen oder Kuscheltieren. Ob Sie diese Dinge dabei in der Hand halten oder an einem bestimmten Ort außerhalb der Griffweite des Babys platzieren, ist dabei nebensächlich. In beiden Fällen sollte sich das Baby zusätzlich motiviert fühlen, einen bestimmten Ort aus eigener Kraft zu erreichen.
Tipp 4: Bauen Sie Hindernisse ein
Eine weitere Motivationshilfe können verschiedene Hindernisse sein. Wenn Ihr Baby schon (einigermaßen) gut krabbeln kann, bieten kleine Hindernisse einen spannenden Anreiz und eine wunderbare Herausforderung. So können Sie aus Decken, Kissen und ähnlichen Dingen einen kleinen Hindernisparcours oder ein Labyrinth bauen. Das bringt bestimmt großen Krabbelspaß und wertvolle Lerneffekte.
Tipp 5: Bobath & Vojta als Unterstützung, falls Ihr Baby nicht krabbeln möchte
Wenn sich so gar keine Fortbewegungserfolge einstellen möchten und das Kind auch nach mehreren Monaten kein Interesse am Robben, Krabbeln oder Gehen zeigt, kann professionelle Hilfe ein Thema werden. Besonders eine Physiotherapie, die mit den Konzepten von Bobath oder Vojta arbeitet, kann hier mit ihren interessanten Ansätzen hilfreich sein.
Gemäß dem Bobath-Konzept kann das Nervensystem über das ganze Leben hinweg dazulernen. Wenn also eine bestimmte fehlende Fähigkeit das Krabbeln beeinträchtigen sollte, können die dafür nötigen Bereiche des Nervensystems und des Gehirns nachträglich aktiviert werden. Das soll mithilfe einer individuellen und besonders spielerischen Therapie geschehen. Dazu zählen Aktivitäten, die das Kind selbst ausführen soll, und spezielle Anweisungen für die Eltern, wie sie ihr Kind etwa wickeln oder hochheben sollen.
Die Vojta-Therapie kann in ähnlichen Fällen oder auch ergänzend zum Bobath-Konzept angewendet werden. Hier geht es um einzelne Behandlungen durch eine Therapeutin oder einen Therapeuten. Die Babys liegen auf dem Bauch, dem Rücken oder auf der Seite. Dabei wird auf bestimmte Bereiche des Körpers Druck ausgeübt. Das löst verschiedene Reflexe aus, die wiederum die komplette Skelettmuskulatur aktivieren. Das hat unter anderem Auswirkungen auf verschiedene Ebenen des Nervensystems und soll dort nach mehreren Anwendungen bestenfalls mögliche Blockaden lösen.
Machen Sie Ihr Zuhause krabbelsicher
Spätestens wenn das eigene Kind mobil wird, fällt einem selbst auf, welche Gefahren in den eigenen vier Wänden lauern. Dazu zählen offensichtliche Gefahren genauso wie auf den ersten Blick weniger offensichtliche. Umso wichtiger ist es, möglichst schon im Vorhinein für eine sichere Wohnung zu sorgen. Das Stichwort heißt dabei „Ja-Umgebung“. Im Idealfall schaffen Sie für Ihr Kind einen Raum, in dem es sich sicher bewegen kann und in dem Sie nicht alle zehn Sekunden mit einem lauten „Nein!“ einschreiten müssen. Und nein, dabei muss nicht der komplette Wohnraum mit Watte und Schaumstoff tapeziert werden. Viel eher sind je nach Gefahrenquelle zwei Dinge zu tun: wegräumen oder absichern.
Krabbelsichere Umgebung: Das muss weg
Zunächst sollten Sie alle Dinge wegräumen, die nicht in die Hände Ihres Babys gelangen dürfen. Diese Dinge kommen dabei entweder außer Reichweite des Kindes oder sie werden entsprechend sicher weggeschlossen. Dazu zählen unter anderem:
Putzmittel und ähnliche gefährliche Chemikalien
Messer, Scheren und ähnliche Werkzeuge
Plastiksackerl (Erstickungsgefahr!)
Handtaschen samt Inhalt (Feuerzeuge, Kosmetikartikel und Co. gehören nicht in Babyhände)
Krabbelsichere Umgebung: Das muss gesichert werden
Zusätzlich zu den genannten Gefahrenquellen sollten Sie auch auf Gegenstände achten, die nicht zwingend gefährlich sind, bei denen es aber schade wäre, wenn sie beschädigt werden würden. Wenn Sie das erledigt haben, geht es noch ans Absichern möglicher Gefahrenquellen. Dazu gehört unter anderem:
Treppen, Fenster oder Türen mit Schutzgitter absichern
Backofen oder Kamin kindersicher gestalten
Kindersicherungen für alle Steckdosen in Reichweite des Kindes montieren
Scharfe Ecken oder Kanten an Möbeln, die in einer gefährlichen Höhe sind, mit Kantenschutz absichern.
Regale und ähnliche Möbel gegen ein mögliches Umstürzen an der Wand fixieren
Zum Abschluss bleibt hier – allen Sicherheitsvorkehrungen und der perfekten Ja-Umgebung zum Trotz – noch der entscheidende Appell: Lassen Sie Ihr Kind nie aus den Augen, während es gerade anfängt, mobil zu werden. Und schon gar nicht, wenn es dann erfolgreich unterwegs ist.

Krabbeldecke und Krabbelschuhe – was braucht man wirklich?
Wie wir bisher schon gesehen haben, benötigen die Kinder zum Krabbeln lediglich ihre unbändige Motivation, den eigenen Körper und etwas Übung. Selbst die oben beschriebene elterliche Hilfe ist in den meisten Fällen nur ein nettes Extra und ein zusätzlicher schöner Weg, Zeit mit seinem Baby zu verbringen und eine enge Bindung aufzubauen. Gibt es trotzdem noch weitere Hilfsmittel oder Geheimtipps? Überraschende Antwort: Nicht wirklich.
Im Gegensatz zu oft fragwürdigen Lauflernhilfen halten sich die verschiedenen Hersteller rund um das Krabbeln mit großen Erfindungen weitgehend zurück. Somit bleiben als relevante Produkte nur Krabbeldecken und Krabbelschuhe. Die Decke sollte auf jeden Fall mit von der Partie sein. Auf ihr ist Ihr Baby gut gegen einen kalten und harten Boden geschützt. Zudem kann es sich auf der Krabbeldecke oder -matte deutlich sicherer herumwälzen.
Die Sinnhaftigkeit von Krabbelschuhen fällt jedoch deutlich weniger eindeutig aus. Vor einem kalten Boden schützt in der Regel schon die Krabbeldecke und davon abgesehen könnten das auch Stoppersocken übernehmen. Der Schutz durch die Schuhe ist daher nicht notwendig. Beim Krabbeln an sich sind sie ebenfalls keine Hilfe. Für die Sensorik und die Fußmuskulatur gibt es zudem nichts Besseres, als barfuß zu krabbeln.
Häufige Fragen zum Thema Krabbeln
Zum Abschluss beantworten wir noch kurz die häufigsten Fragen, die sich die meisten Eltern stellen, sobald das Krabbeln beim eigenen Baby ein Thema wird.
Wann lernen Babys das Krabbeln?
Hier hat jedes Baby sein eigenes Entwicklungstempo. Üblicherweise fangen Babys jedoch im Alter von 7 bis 10 Monaten mit dem Krabbeln an.
Wie kann ich mein Kind zum Krabbeln motivieren?
In den meisten Fällen sind die Kinder schon von sich aus ausreichend motiviert. Die Eltern können dennoch für zusätzliche Motivation sorgen, indem sie das Krabbeln vorzeigen oder indem sie mit Spielzeugen und ähnlichen Gegenständen interessante Krabbelziele bieten.
Muss jedes Kind krabbeln?
Nein, nicht jedes Kind muss für seine motorische Entwicklung krabbeln. Etwa zehn Prozent der Kinder überspringen das Krabbeln und fangen direkt mit dem Aufstehen und danach mit ihren ersten richtigen Schritten an.