Warum kann Papageno seine Geliebte nur mit Silberglöckchen anlocken? Warum ist im Freischütz das Mitternachtsschlagen ausgerechnet in der Wolfsschlucht zu hören? Und warum stellen Glocken für die Hugenotten in Meyerbeers Oper kein Symbol für den christlichen Gott dar? Der Musikethnologe Nepomuk Riva geht in diesem Buch den vielfältigen Funktionen von Glocken in Musiktheaterwerken nach – von der Zauberflöte bis zum Musical Der Glöckner von Notre Dame. Er zeigt, wie das Instrument neben seiner religiösen Bedeutung immer auch für Politik, Gewalt oder Erotik stehen konnte. Die Analysen legen offen, wie vertraut die Komponisten mit den nationalen Läutesitten ihrer Zeit waren und wie sie das grundsätzlich andere Musikkonzept dieses Instruments in ihre Werke integriert haben. Das Buch plädiert für einen neuen Umgang mit der Glocke, die bislang oft nur als Signalinstrument oder akustischer Spezialeffekt abgewertet wird. Die Leserschaft soll dazu angeleitet werden, zahlreiche Werke als „geläutete Musik“ neu wahrzunehmen.