Dreißig Prozent des ärztlichen Aufwandes entfällt auf Bürokratie, vieles davon ist grotesk und sinnlos und raubt neben Zeit auch Motivation. Wieviel Aufmerksamkeit bleibt da noch für die Menschen? Seit vierzig Jahren sieht der niederösterreichische Arzt Günther Loewit zu, wie das Gesundheitssystem die Patienten vergisst. Jetzt rechnet er ab: Mit der Gesundheitsindustrie, die auf dem Rücken der Patienten ihre Milliarden vermehrt und Heilung zu einem Produkt macht, mit der Politik, der nichts anderes dazu einfällt als neue Formulare und Dokumentationspflichten und mit den Ärzten selbst, die sich unter diesem Druck aus der Verantwortung stehlen und zu Lifestyle-Medizinern werden oder Menschen am Fließband behandeln, durchgetaktet in Zwei-Minuten-Einheiten, empathielos, ohne Berührung, ohne ihnen richtig in die Augen zu schauen. Als aufrüttelndes Beispiel erzählt die Journalistin Silvia Jelincic dazu den Fall ihres Vaters, an dem das Gesundheitssystem versagte. Ein Buch, das Angst machen könnte vor diesem System, hätte Loewit nicht einfache Vorschläge, wie es sich ohne Kosten verbessern ließe.